Ich mag mich


Die Speisekammer leer, hab nix zu essen mehr. 
Der Kaufmann hat schon zu, ich esse meinen Schuh. 
Das schmeckt ein wenig trocken, ich mache aus den Socken 
Eine feine Sauce und koch darin die Hose. 
In Ohrenschmalz als Fett brat ich mir mein Jackett. 
Dann nehm ich meine Mütze und koche davon Grütze. 
Ich schürfe meinen Schlips und kriege einen Schwips, 
der Rest ist für Genießer Feinrippchen von Schießer. 

Ich mag mich, ich mag mich, zum Glück bin ich auf Zack. 
Drum trag ich, drum trag ich Kleidung mit Geschmack. 
Doch schon der nächste Morgen fängt an mit neuen Sorgen... 

Die Kleiderkammer leer, hab nix zu essen mehr. 
Der Kaufmann ist beim Segeln, ich kau auf meinen Nägeln. 
Die schmecken nicht, die Dinger, ich lutsch an meinem Finger 
Und weil ich Hunger hab, beiße ich ihn ab. 
Das tut zwar etwas weh, schmeckt aber ganz okay. 
So nehm ich einen Fuß, ich koche davon Mus. 
Ich wickel meine Waden kunstvoll zu Rouladen, 
was übrig ist vom Bein leg ich in Essig ein. 

Ich mag mich, ich mag mich, zum Glück bin ich gut drauf. 
Ich frag nicht, ich frag nicht, ich ess mich einfach auf. 
Doch schon der nächste Morgen fängt an mit neuen Sorgen... 

Der Kaufmann ist zurück, ein viel zu spätes Glück. 
Ich kann nichts bei ihm kaufen: ich kann ja nicht mehr laufen. 
Ich nehme einen Topf, und koche meinen Kopf, 
ich halt ihn an den Haaren, so lasse ich ihn garen. 
Alles schmeckt nach Salz, ich esse mit dem Hals. 
Ich nehme eine Zange und esse meine Wange. 
Ich fange an zu saugen und lutsche meine Augen, 
dann öffne ich die Stirn und trinke mein Gehirn. 

Ich mag mich, ich mag mich, ich mag mich immer mehr. 
Und sag nicht, und sag nicht, dass ich geschmacklos wär. 
Doch schon der nächste Morgen fängt an mit neuen Sorgen... 

Der Kopf ist hohl und leer, Denken ist nich mehr. 
Der Kaufmann kann mich mal , ist alles scheißegal. 
Ich knet aus meinem Schädel kleine weiße Knödel, 
die schmecken sehr apart zum Schulterblattsalat. 
Aus Leber, Herz und Niere koch’ ich mir Konfitüre 
Dann kann ich mit den Rippen in das Gelee dippen 
Ich nehm mein Genital und räuchere den Aal, 
zum Schluss mach ich den Darm im Lungenwasser warm. 

Ich mag mich, ich mag mich, zurück bleibt nur mein Magen. 
Ich klag nicht, ich klag nicht, da gibt’s nix mehr zu klagen. 
Ich bin zwar ziemlich platt, aber dafür bin ich satt. 

 

 

Text & Musik: Norbert Bohnsack/ Fred Timm/ Dirk Hachmann

© Edition Ohrfeige/ Rondor Musikverlag, Mit freundlicher Genehmigung
Erschienen auf: superzwei live