Wenn ich einmal alt bin


In der Mitte meines Lebens halt ich ein, schau vor mich hin. 
Wie viel Tage liegen vor mir bis ich mal dran bin? 
Mittendrin im Leben kratz ich mich am Kinn 
Wer sagt mir, wenn es Zeit, wann ich am Ende bin. 

Wer lockt mich aus dem Haus heraus und rein ins Altersheim? 
Wer geht an meiner Seite, werd ich alleine sein? 
Werd ich lachen oder weinen, werd ich flüstern oder schrein? 
Wes Geistes Kind werd ich wohl sein? 

Wenn ich ziemlich alt bin, wie fühlt sich das denn an? 
Hab ich dann noch Muskeln, die ich spielen lassen kann? 
Wenn ich richtig alt bin, seh ich dann noch gut aus? 
Oder lauf ich mit ’nem Stock und einem Schäferhund durchs Haus? 

Wer macht sich um mich Sorgen, wer hält mich noch in Schwung? 
oder kreist mein ganzes Denken um die nächste Fütterung? 
Werd’ ich streitbar oder friedlich, werd ich scrabbeln oder nicht? 
Brennt bei mir – immer noch Licht? 

Wenn ich einmal alt bin, bin ich dann noch verliebt? 
Kann ich denn der Frau vertraun, die mich durch den Garten schiebt?
Wird mein Atem immer frisch sein und die Kleider fleckenfrei? 
Sitz ich bei den Hauptmahlzeiten überhaupt noch dabei? 

Werde ich tanzen oder springen, geh ich kegeln oder nicht? 
Bin ich sehr verschlossen oder nicht mehr ganz dicht? 
Werde ich lesen oder schreiben? Werd ich taub sein oder stumm? 
Dreh ich mich – im Bett noch selber um? 

Am Ende meines Lebens mach ich mich noch mal fein. 
Nehm mir alte Briefe vor und schreib was Bessres rein! 
Hol mir meine Enkel und schreib ins Testament: 
Wehe wenn es einer wagt und mich hinterher verbrennt. 

Am Ende meines Lebens trink ich nen guten Wein 
Chateau Pétrus, den schenk ich mir selbst zum Schluss noch ein. 
Werd’ ich fit sein oder müde, wann finde ich meine Ruh? 
Und schließe meine Augen zu. 

 

 

 

Text & Musik: Lars Reichow

© mit freundlicher Genehmigung von Roof Music
Erschienen auf: Meister der Herzen